Ich bleibe…. oder?

Es passiert gerade sehr viel und es fühlt sich an, als ob sich etwas verdichtet. Ich kann es nicht genauer beschreiben, es ist wie das Gefühl kurz vor dem Gewittersturm, kurz vor dem ersten Schnee, kurz vor dem ersten Kuss. Ein tiefer Blick in die Augen des Schicksals – und es bleibt nur Atem anhalten und hoffen, dass es gut wird.

Ende November war ein traumhaftes Wochenende mit viel fesseln, Nähe, Vertrautheit, Entspanntheit, ich lerne langsam, mich zu öffnen.

Letztes Wochenende war Sufi-lastig: Eine sehr junge Freundin zu Besuch, die sehr verstört ist von dieser Welt, es aber (noch) nicht so realisiert hat. Klingt anstrengend, ist es manchmal auch – und war es leider dieses Wochenende. Samstag war Musiktherapie, bei der ich assistieren durfte. Wir saßen am Kopf des Kunden, ein Freund (natürlich ausgebildeter Therapeut!) leitete es, wir anderen assistierten mit Wassergeräuschen, Trommel und ich mit der Dombra. Ein Zupfinstrument, das ich noch nie vorher in der Hand gehalten habe, das ich auch nie besonders beachtet habe. Und dann saß ich auf dem Boden, den Hals in der Hand, den Körper an Oberschenkel und Bauch gelehnt und spielte. Ich hatte ein Bild nach dem anderen im Kopf, es war eine so befreiende und wunderschöne Erfahrung.

Am gleichen Abend kam aber wieder der innere Kritiker, dieses miese A******* dazu: Ich mache zu wenig, ich setze falsche Prioritäten, ich bin nicht genug für die Sufi-Arbeit und / oder das Yoga, aber viel zu viel für meine Partner und Freunde.

Ja. Ich ziehe mich sehr zurück aus der Sufi-Arbeit, aus diversen Gründen. Ja, ich könnte mehr Zeit damit verbringen. Ja, ich genieße gerade den sexuellen Teil meiner Persönlichkeit über alle Maßen, vielleicht auch ZU viel. Der Teil, der jahrelang brachlag, der jetzt gerade erst den Weg findet, den er gehen möchte.

Ja. Ich vertraue zu wenig. Meinen Partner, mir vor allem, meinem Leben.

Ja. Ich mache mir selber gerade viel Stress, komme nicht zur Ruhe.

Ja. Wenn es um Vernunft geht, müsste ich eigentlich mit beiden Partnern das Gespräch suchen und es beenden, müsste mich um Yoga und Spiritualität kümmern.

Nein. Ich mache es trotzdem nicht. Ich habe einen Knoten im Magen vor lauter Angst, wenn ich das hier nur schreibe. Aber ich mache es nicht. Das ist dann nämlich Flucht, das ist die Flucht in die Angst, die mir immer sagt, dass ich es nicht kann. Das ist die Flucht in den Ausweg, in das ewige Neue, Faszinierende, das jede neue Beziehung gibt. Das ist die Flucht vor der Nähe, die da ist, die wächst und die spürbar ist, so sehr ich diese dünnen Fäden auch teste und belaste. Das ist die Flucht vor einem Abgeben der Kontrolle, die ich ansatzweise schon mal ertastet habe, die mich durchatmen lässt – und gleichzeitig umso stärker den Fluchtreflex auslöst.

Ja. Vielleicht laufe ich in den Burnout, in eine Stress-Reaktion, in eine riesengroße Dummheit. Ja. Ich habe zu wenig Zeit für all das, was ich machen möchte, was mir etwas gibt.

Es gab Phasen, in denen ich nichts mehr wollte, außer, dass alles endlich zu Ende ist und nicht mehr weh tut. Momentan? Nein. Ich möchte leben, ich möchte brennen, ich möchte fühlen, spüren, erleben, mich führen und fallen lassen, schwimmen ohne Boden, die Wege gehen, die sich mir darbieten.

Und wenn es nicht geht? Dann kümmere ich mich darum, wenn es so weit ist.

Allah stehe mir bei…..

 

 

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